Tel.: 09521 - 6020154 | info@baumgutachten.rainergerber.de

Fallbeispiele

Die König-Ludwig-Eiche im Kurpark in Bad Brückenau

Seit 1987 ein Naturdenkmal

Bei der König-Ludwig-Eiche handelt es sich um die achtgrößte Eiche Süddeutschlands. Die Stiel-Eiche (Quercus robur, L.) misst einen Umfang von 7,18 m (in 1,0 m Höhe), womit sich ein Durchmesser von 228 cm ergibt.
König-Ludwig I. (1816-1862) nutzte bei seinen Kuraufenthalten den Platz unter der Eiche als Fest-, Tanz-, und Ruheort.
Er schrieb das Gedicht 'Unter der großen Eiche im Bade Brückenau'. Die Mächtigkeit der Eiche beeindruckt auch heute noch die Kurgäste: sie ist 18 m hoch, ihre Seitenäste laden bis 14 m aus. Wegen der umfangreichen Aushöhlung des Stammes durch 'Schwefelporling' und 'Ochsenzunge' (Fistulina hepatica) sind die weit ausladenden Starkäste bruchgefährdet. Das Ausbrechen der Starkäste wird durch den Einbau von A-förmigen Stützen verhindert.


Veredelte Blutbuchen in Höchstadt a. d. Aisch

Die zwei ca. 200 jährigen Blutbuchen bilden an der Pfarrkirche ein ästhetisches Ensemble mit dem Ölberg. Die Stämme unter der Veredlungsstelle sind viel stärker verdickt. Die Veredlung ist in 1,2 m Höhe als eine rings um den Stamm verlaufende Quernaht erkennbar.

Die Veredlungsstelle einer 200-jährigen Blutbuche wurde mit dem Schalltomographen (Fakopp 3D, mit 10 Sensoren) untersucht, da ein innerer Defekt aufgrund der Faulstellen und Rindenabplatzungen vermutet wurde. Durch die alternierende Anordnung der Schallsensoren ober- und unterhalb der Veredlungsstelle wurde die Verwachsung und damit deren innere Festigkeit überprüft. Die Sensoren werden ca. 2 cm tief ins äußere Splintholz eingebracht, so dass der Baum durch diese Methode kaum verletzt wird. Das Tomogramm des Stammes in 120 cm zeigt zwischen den abwechselnd ober- und unterhalb der Veredlungsstelle angebrachten Sensoren (siehe Fotos), dass der äußerste Holzmantel in diesem Bereich intakt ist. Oberhalb der Veredlung liegen die Sensoren 1, 3, 5, 7, 9 und 10. Die Schallwerte liegen mit einer Ausnahme über 1500 m/s, wodurch weder Rindeneinschlüsse noch Risse nachgewiesen sind. Die Veredlungsstelle der untersuchten Blutbuche wird daher als bruchsicher eingestuft. Mithilfe der Software von Fakopp wird die Windbruchlast anhand der Kronenfläche berechnet und mit der Tragfähigkeit des Stammes verglichen. Der Stamm der Blutbuche ist danach bruchsicher und zwar 2,4 facher Sicherheit.

Die schnittempfindlichen Buchenkronen bzw. die weit ausladenden Astköpfe wurden im Jahr 2013 um 5-10% ausgelichtet und einzelne Äste durch Seile gesichert, um die Verkehrssicherheit über die kommenden Jahre zu gewährleisten.


Pyramideneiche mit 'Tropfenden Schillerporling'

Die Pyramideneiche im Rosenbachpark wurde wegen des Befalls durch den 'Tropfenden Schillerporling' mittels einer Windlastsimulation mit dem Zugversuch-Verfahren (Inclino-Methode, Pulling Test for Root Evaluation, Hersteller Fakopp) auf ihre Standsicherheit überprüft.

Der 'Tropfenden Schillerporling' erzeugt eine Weißfäule am unterirdischen Wurzelsystem. Als Folge der pilzlichen Wurzelzersetzung treten zuerst Versorgungsstörungen auf, die zu Absterbeerscheinungen in der Krone führen. Er besiedelt seine Wirte über Wurzelschäden, die oft beim Rasenmähen oder dergleichen entstehen.

Mit dem Zugversuch (Zugkraft bis 2,4 t) wurde eine 5,9 fache Verankerungsfestigkeit der Wurzelplatte festgestellt, so dass die Eiche noch kurz- bis mittelfristig erhalten werden kann.


Brandkrustenpilz an Rotbuchen im Dörnbergpark:'

Ältere, teils mehrstämmige Rotbuchen sind mit dem 'Brandkrustenpilz' befallen: Fünf der bis zu 36 m hohen Rotbuchen wurden mit dem Zugversuch-Verfahren (Inclino-Methode, Pulling Test for Root Evaluation, Hersteller Fakopp) auf ihre Standsicherheit geprüft. Eine der fünf Buchen war kippgefährdet. Hier wurde nur noch eine 0,56- fache Verankerungsfestigkeit der Wurzelplatte festgestellt. Der Brandkrustenpilz hatte das Wurzelsystem sehr stark zersetzt. Die Rotbuche stellte eine akute Gefahr dar und musste umgehend gefällt werden.


Baum-Naturdenkmal, Japanischer Schnurbaum mit ausladender Krone

Der mächtige exotisch anmutende Schnurbaum in Weimar ist ästhetisch und stadtökologisch sehr wertvoll. Der Stamm mit einem Umfang von 3,74 m teilt sich relativ tief in 1,8 m Höhe. Der Druckzwiesel des Schnurbaumes ist nach den Schalltomographie tragfest, da der Stammmantel mit 10 bis 30 cm eine ausreichend dicke Restwandung aufweist. Der Zwiesel ist jedoch aufspaltungsgefährdet. Nach dem Rissdetektor des Schall-tomographen ist der Zwiesel zwischen den Sensoren 9+10 18 cm tief eingerissen und daher trotz des tragfesten Stammmantels aufspaltungsgefährdet. Die Aufspaltungsgefahr kann jedoch durch den Einbau einer Kronensicherung begegnet werden, da mit der Dämpfung die Schwingungsamplidute der Starkäste und damit die Kräfte im Zwiesel deutlich reduziert werden.


Stadt Würzburg, Rätselhaftes Absterben der Baumhasel

Corylus colurna L

Der Baumhasel hatte sich seit ihrer Pflanzung vor ca. 30 Jahren bis zum Jahr 2010 sehr gut entwickelt und eine schöne kegelförmige Krone gebildet. Sie hat eine Höhe von 10 m und einen Stammumfang von 102 cm erreicht. Die völlig intakte Kronenstruktur bestätigt, dass es weder im extremen Trockenjahr 2003 noch in anderen Trockenzeiten vor 2011 zu einem Vitalitätsverlust kam. Die Triebzuwächse der Seitenäste stützen die visuelle Feststellung der Vitalitätsstufe 0 des Baumhasels vor dem Jahr 2011.

Erst in den letzten drei Jahren ist ein rapider Vitalitätsverlust entstanden. In den Jahren 2011 und 2012 ging der Trieblängenzuwachs über die Hälfte zurück. Der Zeitpunkt der starken Vitalitätsabnahme konnte auch anhand eines Bohrkerns verfiziert werden.

m Frühjahr 2013 starb der Baum plötzlich ab, nachdem er noch Blütenkätzchen gebildet hatte. Ursache des Absterbens der Baumhasel ist eine neuartige Bakteriose. Nach Prof. Dr. Rolf Kehr (HAWK Göttingen, in TASPO Baumzeitung 02/2014) wird seit einigen Jahren dieses Phänomen des abrupten Absterben von Baumhaseln in mehreren Städten beobachtet. Die beschriebene Bakteriose verursacht Welkesymptome und rasches Zweigsterben bis hin zum Absterben ganzer Bäume. Sie wird für den gravierenden Vitalitätsverlust der Baumhasel in den Jahren 2011 und 2012 sowie dem spontanen Absterben im Frühjahr 2013 verantwortlich gemacht, da andere Ursachen wie Streusalz, Verticillum, Bodenverdichtung sowie mechanische Störungen ausgeschlossen werden konnten. Die Baumart galt bisher als sehr robust und frei von Krankheiten sowie als dürreresistent; sie sollte aber bis weitere Erkenntnisse vorliegen nicht mehr gepflanzt werden.


Naturdenkmal Eiche in Hildburghausen

Tropfenden Schillerporlings

An der Eiche hatte sich ein großer Fruchtkörper des 'Tropfenden Schillerporlings' gebildet, so dass die Standsicherheit mittels Windlastsimulation mit dem Zugversuch-Verfahren im April 2014 geprüft wurde (Inclino-Methode, Pulling Test for Root Evaluation, Hersteller Fakopp) Die Stieleiche wurde mit einer Seilkraft bis 3,1 t gezogen. Der Stammfuß neigte sich dabei nur sehr gering mit ~0,06°. Verrechnet mit der Kippkurve ergeben diese Messwerte eine Verankerungsfestigkeit von 1800 kNm. Das ist die Last, bei die Eiche umkippen würde. Im Vergleich zur Wind-Kipplast mit 328 kNm, die bei Orkanstärke mit 120 km/h im Stammfuß auftritt, liegt die Verankerungsfestigkeit des Wurzelsystems der Stieleiche um das 5,4 fache höher. Die Stieleiche ist also mit 548 %-iger Sicherheit standfest.

Dieses Naturdenkmal ist als Gestaltungselement zwischen den angrenzenden Schulgebäuden als auch in stadtökologischer Sicht sehr wertvoll.


Stadt Hildburgausen

Stamm mit Höhlung

Diese im Innern hohle Winterlinde hat sieben Stämmlinge, die aufgrund der Lichtkonkurrenz untereinander weit in die Höhe und Breite wachsen. Um ein Ausbrechen einzelner Stämmlinge zu vermeiden, wurde zur Stabilisierung der Krone angeraten dynamischen Kronensicherungen einzubauen. Bei Starkwind oder Sturm verringern die nachgiebigen Kunststoffseile mit Ruckdämpfern die Pendelbewegungen der Stämmlinge und verhindern somit ein Ausbrechen derselben.


Stadt Zeil a. Main

Stamm und frischer Pilzfruchtkörper

Diese Rosskastanie grünt und blüht, obwohl der Stamm nur noch einen ca. 2 cm schmalen Ring aus gesundem Holz aufweist. Der Brandkrustenpilz ein äußerst aggressiver, pathogener Holzzersetzer an städtischen Bäumen, war für die starke Morschung verantwortlich. Er wird oft aufgrund seiner kleinen und unscheinbaren Fruchtkörper übersehen. Die Rosskastanie war nicht mehr verkehrssicher. Zur Gefahrenabwehr in dieser stark frequentierten Straße blieb keine andere Möglichkeit als die Rosskastanie umgehend zu entfernen.


Rosskastanien im Friedhof Judenbach

Planungsbüro Werneke, Sonneberg

Werden Bäume in engen Reihen oder zu nahe an Gebäuden gepflanzt wachsen sie immer in Richtung des größten Lichtgenusses (Phototropismus). Diese Bäume wachsen meist schräg voneinander und bilden Seitenäste, die weit ausladend sind. Die erhaltenswerten Rosskastanien sind allerdings durch leichte Rückschnitte der ausladenden Seitenäste wieder in Form zu bringen.


Stadt Zeil a. M.

Stamm und Pilz

Pilzfruchtkörper wie hier der 'Falsche Zunderschwamm' an Weide bilden sich zuerst an alten Schnittwunden, da Pilze das lebende Splintholz im geschlossenen Stamm erst in einem sehr fortgeschrittenen Zersetzungsstadium durchdringen können.